Über ein Jahr ist her das wir die Madame Frigo im Thoracher Quartier einweihen konnten. Zeit ein kleines Fazit zu ziehen mit einem Interview mit der Initiantin des Projekts, Karin Künti. Nicht nur war sie die treibende Kraft hinter dem Projekt Tauschkühlschrank, sie ist auch die Präsidentin des Vereins MüZe welche den TreffPunkt Müze betreibt. Vielen Dank an Karin, das du dir die Zeit genommen hast auf die Fragen zu Antworten und uns somit einen interessanten Einblick in das Projekt gewährst. (Anmerkung: Das Interview entstand bevor unsere Madame Frigo beschädigt wurde.)
Wie kam es zu der Idee eine Madame Frigo für das Quartier um den TreffPunkt MüZe herum zu organisieren?
Das Thema Nachhaltigkeit und Solidarität ist ein grosses Thema im Treffpunkt MüZe. Als wir noch im Melchenbühl waren, konnten wir als Abnehmer-Organisation von «Tischlein deck dich» Lebensmittel verteilen. Nach dem Umzug ist das weggefallen, die Idee von einem öffentlichen Kühlschrank war aber immer noch da, denn der Standort ist perfekt. Der Thoracker ist ein belebtes Wohnquartier und im Thoracherhus/Treffpunkt MüZe gehen unterschiedliche Menschen ein und aus, die einen Kühlschrank auch nutzen würden.
Woher kanntest du das Projekt Madame Frigo?
Die Tauschkühlschränke von Madame Frigo sind mir in verschiedenen Quartieren der Stadt Bern aufgefallen. Die Kirchgemeinde, bei der ich damals angestellt war, hat sich darum bemüht, einen solchen Frigo aufzustellen, so dass ich auch gleich die notwenigen Infos zum Prozedere und zum Hosting mitgekriegt hatte.
Worin siehst du die Vorteile eines Tauschkühlschranks?
Das Thema «Food Waste» ist in unserer Gesellschaft ein grosses Thema. Viel zu viel Lebensmittel werden gekauft und dann halt weggeworfen. Selbst wer achtsam mit Lebensmittel umgeht, kann es manchmal nicht vermeiden, dass Lebensmittel übrig bleiben – z.B. vor den Ferien und oder nach einem Fest. Auch Fehlkäufe kennen wir alle. Diese Lebensmittel kann man tauschen – zB. im Wohnblock oder im Bekanntenkreis oder eben im Tauschkühlschrank. Gleichzeitig kenne ich auch in Muri-Gümligen Menschen mit schmalen Budgets, für die sich ein Blick in den Tauschkühlschrank ebenso lohnt.
Was waren die Anforderungen für einen Tauschkühlschrank?
Der Kühlschrank wird vom Verein Madame Frigo für einen einmaligen Beitrag von 500 Franken vermietet. Der Verein legt auch die Standards zu Hygiene und Hosting fest, ebenso, welche Lebensmittel nicht in den Kühlschank gehören: angebrochene Packungen, Selbst gemachtes, Fleisch/Eier und alkoholische Getränke sind nicht zum «anonymen» Tauschen geeignet. Auch darf das Verfallsdatum «zu gebrauchen bis» nicht überschritten sein. Dann braucht jeder Frigo ein Gotti oder einen Götti, die für Hygiene und Kontrolle verantwortlich ist.
Wie hast du / hat der TreffPunkt Müze diese Anforderungen umgesetzt?
Für die Miete des Frigos konnten wir Sponsor*innen gewinnen, wie den Quartierverein Thoracherleist. Den Strom stellt die Kirchgemeinde bereit. Für Hygiene und Kontrolle bin ich als Gotti verantwortlich, die Mitarbeiterinnen vom Treffpunkt MüZe unterstützen mich dabei. Ich wünschte mir allerdings eine Freiwilligengruppe, die sich um den Frigo kümmert, ihn noch etwas bekannter macht und allenfalls auch bei lokalen Geschäften nachfraget, ob sie den Kühlschrank füttern möchten. das hat bisher noch nicht geklappt.
Was hältst du persönlich vom Projekt Madame Frigo im Thoracker?
Der Frigo steht jetzt ein knappes Jahr im Thoracker und wurde v.a. am Anfang super genutzt. Auch jetzt ist kaum einmal Ware im Kühlschrank, die nicht sofort wieder verschwindet. Es könnte aber noch etwas mehr gefüllt werden, zB. von lokalen Geschäften. Was mich freut ist, dass kaum Vandalismus oder Missbrauch passiert. Der Frigo scheint im Quartier gut angekommen zu sein.
Zu guter Letzt: Nutzt du die Madame Frigo selbst?
Ich sortiere meine Küchenschränke regelmässig und bringe Lebensmittel, die wir nicht mehr essen werden in den Frigo. Manchmal kommt auch wieder etwas zurück, etwa wenn meine jüngste Tochter auf ihrem «Beutezug» den Tee findet, den wir doch auch immer haben…aber auch ich nehme mir ab und zu etwas aus dem Kühlschrank: Raclettekäse gab es einmal, oft auch Gemüse, das wir gerade gut gebrauchen können.
Hat euch das Interview neugierig gemacht auf das Projekt Madame Frigo? Hier findet ihr alles wissenswerte dazu: www.madamefrigo.ch
Unsere Madame Frigo findet man übrigens ganz einfach indem man den Schildern beim Eingang im TreffPunkt MüZe folgt. Kommt doch vorbei und entdeckt sie selbst.
Bis bald im TreffPunkt MüZe und bei der Madame Frigo!